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Expertentreffen, 31. Januar 2007

Start eines kommunalen Projektes der „Aktion Demenz" in Gießen, das Modellcharakter haben kann. Ziel des Projekts ist es, den Rahmen und erste praktische Schritte zum Aufbau einer „Demenzfreundlichen Kommune" zu schaffen. Um dies näher zu erörtern sowie den Austausch unter den verschiedenen Beteiligten zu verstärken, veranstaltete die „Aktion Demenz" am 31.Januar von 9-12 Uhr ein erstes „Expertentreffen für eine Demenzfreundliche Kommune Gießen".



Beim ersten Expertentreffen berichteten drei Vertreter Giessener Apotheken von ihren alltäglichen Begegnungen mit Menschen mit Demenz. Für Apotheker stellt sich die Frage „wenn mir etwas auffällt, an wen kann ich mich wenden, wo kann ich Kunden hinschicken, wen darauf aufmerksam machen?". Eine neutrale, niedrigschwellige Stelle wäre dafür am besten geeignet. Eine Art Sozialstation, die Infomaterial bereitstellt, Beratung bietet, usw.

Dienstleistende, etc. gehen mit Menschen die „anders" sind im Allgemeinen sehr phantasielos um. Am besten wäre es, die Situation zu entschärfen, indem man auf die Person und ihr Anliegen eingeht. Dafür sind jedoch gewisse Kompetenzen nötig, die nicht von jedem aus dem Stegreif erwartet werden können. Es gibt Menschen die verfügen von allein über diese soziale Kompetenz, manch einer hat ein Gefühl dafür - andere müssen sensibilisiert werden. Hierfür könnte man Schulungen durchführen, in denen ein Basiswissen über den Umgang mit Menschen mit Demenz und Menschen mit anderen Defiziten vermittelt wird. Mitarbeiter, die im Kundenkontakt stehen, sollten über die Thematik Bescheid wissen. Es sollte Wissen über Demenz und den Umgang mit Betroffenen vermittelt werden. Die emotionale Kompetenz des Einzelnen ist dabei zu beachten. Eine Weiterbildung des Personals und ein anschließender Informationstransfer an die Kunden wären optimal.

Ein wichtiges Thema der Expertenrunde waren natürlich die Angehörigen von Menschen mit Demenz. Denn ohne Angehörige und Ehrenamt wäre eine Versorgung und Betreuung nicht finanzierbar! Deswegen sollte die Gesetzgebung sensibilisiert werden und Politiker mit ins Boot geholt werden, um den Betroffenen verstärkt Gehör zu verschaffen.

Die Thematik Demenz sollte in der Gesellschaft öffentlich gemacht werden, es muss Aufklärung betrieben werden - Das Problem ist, dass ganz allgemein der Gedanke an die Krankheit und damit auch an eine eventuelle Prävention von den meisten weit von sich geschoben wird - das Problem wird erst wahrgenommen, wenn man selbst davon betroffen ist.
Für die Krankenkassen ist es schwer festzulegen, wo eine Demenz als Krankheit anfängt - hier wäre zu klären, welche Leistungen zur Verfügung gestellt werden müssen.
Im Bereich der Ärzteschaft ist es wichtig, diese zu sensibilisieren, die Krankheit frühzeitig zu erkennen. Es ist wichtig alle Beteiligten zu informieren. Es würde befürwortet, dass die Stadt und vor allem deren Politiker stärker in die Pflicht genommen werden.

In der Ausbildung der Polizei ist der Umgang mit Menschen mit Demenz kein Thema. Berüh-rungspunkte sind aber manchmal vorhanden, wenn die Polizei aufgrund von Personen in hilfloser Lage dazu gerufen wird - in so einem Fall wird versucht herauszufinden, wer die Person ist und wo sie Angehörige hat.
Vor 5-10 Jahren wurde nach Einschätzung eines Polizisten die Polizei in Fällen verwirrter Personen viel häufiger gerufen. Inzwischen habe sich das geändert. Die Investition in Nachbarschaftshilfe, die eigentlich in erster Linie auf die Vermeidung von Kriminalitätsformen ausgerichtet war, hat auch dazu geführt, dass sich mehr Gießener ihrer Verantwortung bewusst werden und selbst Initiative zeigen.

Eine anwesende Angehörige, die ihre an Demenz erkrankte Mutter pflegt, gab einen anschaulichen knappen Erfahrungsbericht. Für Außenstehende sei die Demenz häufig schwer zu erkennen. Ihre Mutter funktioniere oft nach außen hin perfekt, erzähle überzeugende Geschichten, die aber nicht der Realität entsprechen.

Am Ende des Treffens stellte sich die Frage: Was kann die Bürgerschaft eigentlich selbst tun? Was gibt es, bzw. kann es auf der Ebene der Nachbarschaft geben? Vieles in dieser Hinsicht wusste man schon einmal, vieles ist verloren gegangen und muss wieder entdeckt werden. Ein Versuch ist es wert - und anders, ohne Eigeninitiative, Verständnis und sozialem Engagement, scheint diese Problematik nicht zu bewältigen zu sein.

Deswegen findet am 2. Mai von 15 bis 19 Uhr im Rahmen des Projektes die Veranstaltung „Bürgerforum Demenz - Was können wir in Gießen tun?" nach dem Vorbild eines town hall meetings statt.

  • Moderierte Diskussion der Bürger
  • Inputs -
    • Informationsmaterial
    • Reden
    • Experten am Tisch
  • Anwesenheit wichtiger Entscheidungsträger
  • Entwicklung von Ideen
  • Verstetigung